Deine Story
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25.06.2019
Armin Pollak: Es ist Stauseewetter!
Bewölkter Himmel, Regen, Wind, nachts Temperaturen bis fast an den Gefrierpunkt?! Nicht das Angelwetter für den größten Teil der Menschheit. Aber für Armin Pollak! Wenn ihm bei diesen Bedingungen noch die Windrichtung und der Luftdruck in die Karten spielen, gibt es kein Halten mehr! Was Armin am Stausee erleben durfte und was für Erfahrungen er zu dem Thema: "Wetterbedingungen beim Karpfenangeln" sammelte, könnt ihr jetzt in seiner Story lesen...Ein Fangbuch ist Gold wertSeit nun schon einigen Jahren befische ich verschiedene Stauseen, und mir wurde immer wieder aufs Neue bewusst bzw. gezeigt, welche Auswirkungen das Wetter auf das Fressverhalten unserer Freunde hat. Vor ca. 2 Jahren habe ich damit begonnen akribisch mein ganz persönliches Fangbuch zu führen, mit dessen ich nun auch ganz klare Gewässerspezifische Tendenzen erkennen kann. Sicher ist es nicht auf alle Gewässertypen übertragbar, für mich ergibt es aber absolut Sinn und ich kann es jedem, der seine "Quote" steigern möchte, vorausgesetzt man ist so flexibel und kann seine Angeltage dem Wetter anpassen, ans Herz legen. Vor einigen Wochen war es nun wieder soweit. Ostwind mit relativ hohem Hochdruck drehte sich zu Westwind und zugleich sank der Luftdruck deutlich. Wechselhaftes Wetter mit Regenschauern und Sonnenschein rundeten die ganze Sache ab. Unter anderem sind dies Bedingungen, die mich absolut positiv stimmen. Zumindest für diese Jahreszeit, an diesem Platz. Ich war mir fast sicher nicht Blank wieder nach Hause fahren zu müssen. An großen Stauseen, bei denen man eigentlich nie weiß was passiert, ein ziemlich gutes Gefühl. Zumindest nimmt man so die Strapazen viel lieber in Kauf. Die allermeisten kennen diese Sorge. Ist der auserkorene Platz noch Frei? Was tun, wenn dem nicht so ist? Plan B? Am See angekommen verflogen diese Sorgen jedoch relativ schnell im nassen Westwind. Außer mir waren nur noch 4 weitere Angler am See. Wahrscheinlich nicht zuletzt wegen der ungemütlichen Bedingungen. Auf Nachfrage, während ich an 2 der Jungs mit der Falte vorbei fuhr, ob den schon etwas gefangen wurde, kam die oft übliche Antwort: "Ein bisschen geht immer". Eine Unheimlich informative und aussagekräftige Antwort. Meistens bedeutet dies nämlich, dass bis dato noch gar nichts ging. Was mir im Übrigen am Ende der Session auch bestätigt wurde.Der Reiz, alleine zu angelnSchon als ich mit maximaler Geschwindigkeit, beinahe in Gleitfahrt in Richtung des zukünftigen Camps donnerte, konnte ich Fische nicht weit davon lokalisieren. Ein innerliches "Yees" durchdrang meinen ganzen Körper und die Vorfreude stieg ins unermessliche. Am Platz angekommen spielt sich bei mir immer eine gewisse Routine ab und somit lagen die Latten dann auch ziemlich flott. Als Köder kamen zum einen mein Fish/GLM Boilie, gepimpt mit einer auftreibenden Seidenraupe und zum anderen die allseits beliebten Tigernüsse zum Einsatz. Aufgrund meiner "Studien" waren auch die Spots sofort Glasklar. Der Krönende und feierliche Abschluss, ist wie bei so vielen das Anlegen der heiligen Crocks. Schon seit einiger Zeit gehe ich ganz bewusst immer öfter alleine zum Angeln. Das liegt nicht daran, dass ich keine angelnden Freunde habe, sondern eher an der Tatsache, dass es für mich einen ganz besonderen Reiz ausmacht alleine loszuziehen. Man ist auf sich alleine gestellt. Man ist für alles selbst verantwortlich und man kann den Alltagsstress absolut ablegen. Zudem bin ich der Meinung, dass man sich beim "alleine Angeln" mehr auf das wesentliche konzentriert. Vielleicht macht genau das manchmal diesen einen Prozent aus, der am Ende über Erfolg und Misserfolg entscheidet.In Gedanken versunken - Was treibt uns Karpfenangler an?Nun sitz ich hier, alleine, einsam und voller Euphorie. Ich mache mir Gedanken über Gott und die Welt, lausche der Natur und starre mit einem wärmenden Kaffee in der Hand auf den See. Immer wieder reißen mich springende Karpfen und jagende Hechte aus meinen, manchmal auch etwas verrückten, Gedanken. Was treibt einen Karpfenangler eigentlich dazu an, Karpfenangler zu sein? In all den Jahren habe ich sehr viele verschiedene Karpfenangelnden Charaktere kennenlernen dürfen und habe meine Antwort darauf gefunden. Die Antwort ist, dass es keine Pauschale Antwort darauf gibt. Die einen Wollen verbissen den Dicksten des Teichs oder es zählen nur Kilos, andere mögen die Gesellschaft und wiederum andere versuchen sich zu profilieren. Es gibt hunderte Gründe. Für mich persönlich bedeutet Angeln "Freiheit, Abenteuer, Herausforderung und Ausgleich". Nichts von diesen Aspekten bekomme ich irgendwo besser als an großen Stauseen, weitab der Zivilisation. Aber nun wieder zum wesentlichen.Aufregung auf dem letzten Meter - der dicke Spiegler ist zum Glück im Kescher!Es sind nun ca. zwei Stunden vergangen und meine Blicke schweifen einmal wieder Hoffnungsvoll in Richtung Swinger. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen, der Wind lies nach und die Sonne schien mir ins Gesicht. Eigentlich wäre jetzt der Perfekte Zeitpunkt für einen Fisch. Noch im selben Moment, als ich diesen Gedankengang zu Ende dachte, geschah es. Der Swinger ging nach oben und der Fisch begann mit Volldampf Schnur von meiner Spule zu nehmen. Wie ferngesteuert sprang ich ins Boot, legte mir die Weste an und schob mich mit den Paddeln zur Rute. Schon kurze Zeit später, war ich mir fast sicher, dass dieser Fisch deutlich über dem Durchschnittsgewicht liegen muss. Voll mit Adrenalin kam Ich dem Fisch immer näher und meine Vermutung sollte schnell bestätigt werden. Jeder von uns kennt diesen: "Oh Shit, Hoffentlich krieg ich den gekeschert", und der damit verbundenen Angst, Moment. Nachdem der erste Kescherversuch missglückte, stieg diese natürlich weiter. "Hoffentlich sitzt der Haken sauber, bloß nicht ins Hindernis." All diese Gedanken schießen einem durch den Kopf und die Welt scheint still zu stehen. Irre was diese Tiere aus uns machen?! Kein Wunder, dass ein "Nichtangler", absolut nicht nachvollziehen kann, was wir hier treiben. Nach Stundenlangen, Nervenaufreibenden 10 Minuten hatte ich es dann Geschafft. Der zweite, Bilderbuchmäßige Kescherversuch glückte und das Schwein war im Netz. Boom, geiles Teil. In meiner Theorie bestätigt, ziemlich zufrieden und mit einem dicken Spiegler im Nacken, fuhr ich überglücklich, zu meiner vorrübergehenden Bleibe zurück. Mit jedem Paddelschlag sinkt der Adrenalinspiegel und man beginnt so langsam wieder klare Gedanken zu fassen. Was ist nur los mit uns? Sicher können einige nachvollziehen was in solchen Momenten in mir vorgeht. Objektiv betrachtet doch schon sehr verrückt. Wie auch immer, mein neuer Freund hatte beim Shooting sichtlich Spaß und somit war dieses auch relativ schnell beendet. Zurück in seinem Element hatte er jedoch scheinbar große Probleme sich von mir zu trennen. Ich konnte Ihn aber letztendlich davon überzeugen, dass eine Zukunft mit mir nicht funktionieren kann. Etwas bestürzt, doch wahrscheinlich auch sehr glücklich schwamm er letztendlich davon und verschwand in den Tiefen des Sees. Bis irgendwann mein Freund.Ein kurzes ZwischenfazitMeine Session war bis dahin ein voller Erfolg und ich hätte absolut zufrieden nach Hause fahren können. Nun war ich allerdings Hungrig auf mehr. Den Abend verbrachte ich eigentlich wie immer mit einem Becher Weinschorle inklusive Seeblick auf dem Boot. Es hat etwas unheimlich beruhigendes, doch zugleich auch Spannendes für mich, den Tag so ausklingen zu lassen. Ähnlich wie bei einem Lagerfeuer. Im Endeffekt nichts Besonderes, doch irgendwie muss man trotzdem ständig hinein schauen. Als die Temperaturen deutlich unter 10 Grad sanken und auch für mich nichts mehr zu sehen war, ging es ins warme, vorgeheizte Zelt. Dank vier deutlich kleinerer Fische und einer Kontrolle war die Nacht zwar nicht die ruhigste, aber absolut Erholsam. Der Folgende Tag sollte deutlich stürmischer und kälter werden. Meiner Hoffnung auf noch mehr Fisch, tat dies allerdings keinen Abbruch. Nach dem Frühstück ging es dann gestärkt wieder zurück auf den See um die Ruten neu abzulegen. Bei relativ viel Wind und alleine auf dem Boot nicht immer ein einfaches Unterfangen, wenn man absolut Perfekt ablegen möchte. Da ich hierbei absolut penibel bin, dauerte es auch eine ganze Zeit und viele Nerven, bis beide Ruten wieder optimal lagen. Komischer weiße waren die Weißfische heute deutlich aktiver als gestern, wodurch ich immer wieder Piepser bekam. Wie vielleicht schon bemerkt, mache ich mir grundsätzlich unheimlich viele Gedanken. An dieser Stelle darüber, wie wohl mein Rig nach der Weißfisch-Belagerung am Boden liegt.Die Ruten neu gelegt und schon kam der erste FischNach Minutenlangem Hadern entschloss ich mich dazu eine meiner Latten nochmals abzulegen. Da der Wind nicht weniger wurde, nochmals ein nervlicher Drahtseilakt. Letztendlich aber stieg ich mit einem guten Gefühl aus dem Faltboot und lief die letzten paar Meter durch das Wasser in Richtung Camp. Gerade, als ich das Wasser verlassen wollte erdröhnte mein Bissanzeiger hinter mir. Die Rute, die keine 3 Minuten lag war krumm. Etwas ungläubig habe ich ein paar Sekunden gebraucht um zu realisieren, was hier gerade passiert. Aber gut, warum denn nicht. Ich sprang wieder in meine Falte und fuhr dem Fisch ein Stück entgegen. Wie so oft an diesem See, kam relativ schnell der Zeitpunkt, an dem gar nichts mehr ging. Der Fisch hing voll im Kraut. Durch zunehmenden Druck und dank meiner relativ harten Ruten, konnte ich den Fisch jedoch schnell lösen. Der Moment, nachdem man merkt der Fisch ist nach einem Hänger noch da ist unbezahlbar. Eine zweite Chance wollte ich dem Fisch nicht mehr geben und ich hielt ihn mit all meiner Macht davon ab noch einmal abzutauchen. Ohne Probleme manövrierte ich den Fisch über den Kescherrand und ein Bildschöner Fully-Zeiler Mischling war eingetütet. Zwar kein Ausnahmefisch, wenn es um Kilos geht, optisch jedoch ein Absolutes Highlight. Was für eine Session. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich schier machen was ich wollte. Meine beiden Plätze liefen voll an und ich fing im Intervall von ca. 2 Stunden Fische. Die allermeisten zwar keine Riesen aber ich war mir sicher, dass wohl irgendwann auch ein dicker vorbeikommen mussFischgewichte? Egal oder nicht?Ich höre immer wieder, dass Leuten sagen Ihnen sei das Fischgewicht egal. Meiner Meinung nach belügen sich diese dabei aber nur selbst. Einem ambitionierten Karpfenangler ist das Gewicht nicht egal. Zumindest nicht völlig. Ich persönlich freue mich über absolut jeden Karpfen, jedoch gehe ich nicht an einen Stausee um "Satzkarpfen" zu fangen. Hierfür könnte ich auch an den Vereinsteich. Ich will den dicken, am besten unbekannten des Sees. Und mal Hand aufs Herz, 15 oder sogar 20kg und mehr lassen uns doch deutlich mehr Endorphine ausschütten als ein Karpfen mit vielleicht 5kg.Dran bleiben lohnt sich und erweitert den Horizont!Durch meine zahlreichen Ansitze an diesem See konnte ich feststellen, dass die Fische Wetter- und Tageszeitabhängig an verschiedenen Stellen fressen. Genau deswegen fütterte ich einen dritten Spot, den ich zunächst 2 Tage nicht befischte. Dies sollte sich letztendlich als goldrichtig herausstellen. Der Tag war geprägt mit Sonnenschein und relativ wenig wind. Die Wassertemperatur stieg um ca. 2 Grad. Genau jetzt war der richtige Zeitpunkt den Platz auch zu befischen. Gegen 5 Uhr dann der begehrte Moment. Ich drehe mich um und sehe die rote LED am Reciever. Kein Biss wie die anderen. Nur vereinzelte Piepser. Hellwach sprang ich in mein Boot und nach 4-5 Paddelschlägen begann ich damit Druck aufzubauen. Sofort habe ich die heftigen, schweren Kopfschläge wahrgenommen. Über dem Fisch dann die Gewissheit. Oh, der sieht sogar im Wasser schon groß aus. Voller Konzentration begann erst jetzt der wahre Fight mit dem Fisch. Immer wieder tauchte er in den Tiefen des Krautes ab. Eine Gefühlte Ewigkeit ging dieses Spiel so und ich alterte währenddessen mit Sicherheit 5 Jahre. Irgendwann habe ich es geschafft den Fisch über meinen Kescher zu bugsieren. "Jaaaa" brüllte ich wieder einmal ohne dass dabei nur ein Ton meine Lippen verließ. Im Laufe des folgenden Tages fing ich noch einige weitere Fische, die allerdings wieder der unteren Gewichtsklasse angehörten. Was mich sehr erfreute und auch verwunderte war, dass darunter zwei Schleien waren. Meiner Meinung nach einer der schönsten Fische, die wir in unseren Gewässern haben und ab und zu eine doch willkommene Abwechslung. Sehr zufrieden, begann ich letztendlich nach 4 Tagen mit dem nervigsten, dem zusammenpacken und trat anschließend die Überfahrt an. Nachdem mein Auto beladen war entschloss ich mich kurzfristig noch dazu den beiden Jungs, welche ich anfangs erwähnt habe, einen kleinen Besuch abzustatten. Hier haben Sie mir dann unter anderem auch gestanden, dass Sie seit 3 Tagen Blank sind. Ich wusste es.Merke: "Wenn ein bisschen was geht, geht gar nichts."Euer Armin